Josef Andersch

Schlossergehilfe. Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime. Hingerichtet.

* 1903    † 1942

 

Lebenslauf

Josef Andersch wurde am 3.12.1903 in Wien geboren. Er arbeitete als Schlossergehilfe.

Kassier einer KPÖ-Betriebszelle

Josef Andersch war Kassier der KPÖ-Betriebszelle bei Austro-Fiat (Wien-Floridsdorf).

Widerstand, Verhaftung, Todesurteil

Josef Andersch wurde am 24.  6. 1941 verhaftet und am 28. 9.  1942 gemeinsam mit Karl Angel, Rudolf Badstöber, Rudolf Karl Hlobil und Franz Jarosch (alle hingerichtet) zum Tode verurteilt. Am 18.11.1942 erfolgte seine Hinrichtung im Landesgericht I in Wien.

Aus dem Urteil

„Andersch wurde im Herbst 1938 von dem Kommunisten Mörth, der die KPÖ in dem Wiener Gemeindebezirk Floridsdorf leitete, angeworben und zahlte an ihn einen Monatsbeitrag von 1. – RM. Auf Veranlassung des Mörth gründete er in den Fiat-Werken eine kommunistische Betriebszelle, der ­neben ihm vier weitere Arbeiter seiner Werkstätte angehörten, und leitete sie bis zu seiner Festnahme am 24. Juni 1941. Einige der Zellenmitglieder errichteten weitere Zellen und führten die von ihnen eingehobenen Beträge an Andersch ab.“

Gedicht von Josef Andersch

"Wenn ihr eines Tages nach Osten marschiert
mit Klang und Gesang - Soldaten
wer weiß ob ihr nicht den Mut verliert
denn der Weg der euch zur Schlachtbank führt
der Weg ist weit Soldaten
Es stehen überall rote Armeen -
in eurem Rücken Soldaten
Ihr mögt euch nach allen Seiten drehen
Ihr werdet zwischen den Fronten stehen
Die euch zerdrücken Soldaten
Es ist ein erbärmlicher Krieg den ihr führt
gegen euresgleichen Soldaten
wisst ihr noch nicht für wen ihr krepiert?
und wollt ihr dass die Freiheit marschiert -
über eure Leichen Soldaten?
Wollt ihr die traurigen Toten sein
des letzten Krieges Soldaten?
Armeen Europas reiht euch ein
Kameraden der roten Front zu sein,
am Tag unsres Sieges, Soldaten!"

Die Frau von Josef Andersch fand dieses Gedicht nach seiner Verhaftung in seiner Arbeitskleidung.

Quelle: Lisl Rizy, Willi Weinert, „Mein Kopf wird euch auch nicht retten“. Korrespondenzen österreichischer WiderstandskämpferInnen aus der Haft. Band 1, Seite 96. Wiener Stern Verlag 2016

Testament von Josef Andersch

"Zum Universalerben meiner Habe und Rechte als Siedler bestimme ich meinen Sohn Josef Andersch, geboren in Wien, am 7.6.1934, mit der Verpflichtung, seiner Mutter, meiner Frau Hilde Andersch, geb. Spada, geboren am 25.9.1909 für ihr Leben lang die Mitbenützung des Gartens und seines Ertrages und Wohnung zu gewähren. Für die Zeit, in der mein Sohn die Siedlerstelle nicht selbst bewirtschaften kann, ist meine Frau berechtigt, den Garten nach ihren Kräften zu gestalten. Falls mein Sohn vor meiner Frau sterben sollte, erbt meine Frau die Siedlerstelle und sonstige Habe."

Josef Andersch setzte sein Testament am Tag seiner Hinrichtung auf. Es war Bestandteil seines Abschiedsbriefes an seine Familie aus der Armensünderzelle des Landesgerichts I in Wien.

Quelle: Lisl Rizy, Willi Weinert, „Mein Kopf wird euch auch nicht retten“. Korrespondenzen österreichischer WiderstandskämpferInnen aus der Haft. Band 1, Seite 94. Wiener Stern Verlag 2016

Gedenkort - Landesgericht für Strafsachen Wien

Im ehemaligen Hinrichtungsraum des Landesgericht für Strafsachen Wien findet sich sein Name auf einer der Gedenktafeln.

Gedenkort - Gruppe 40, Zentralfriedhof

In der Gruppe 40 wurden die im Wiener Landesgericht Hingerichteten beerdigt. 2013 wurde die Gruppe 40 zur Nationalen Gedenkstätte erklärt.

Quellen und Bildnachweise

  • Willi Weinert, "Mich könnt ihr löschen, aber nicht das Feuer". 4. Auflage Wiener Stern Verlag, 2017
  • Lisl Rizy, Willi Weinert, „Mein Kopf wird euch auch nicht retten“. Korrespondenzen österreichischer WiderstandskämpferInnen aus der Haft. 4 Bände. Wiener Stern Verlag 2016
  • Porträtbild: Willi Weinert oder Wiener Stern Verlag
  • Bild Fallbeil/Guillotine: Leihgeber Kurt Brazda
  • Andere Bildrechte: Angabe bei Anklicken des Bildes (Bildinformation)
  • Andere Bilder: Privatbesitz oder Verein Zur Erinnerung

Hauptwerke zur Gruppe 40

Weiterführende Informationen

  • DÖW Katalog zur permanenten Ausstellung. Hg. v. Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands, Wien 2006
  • Wolfgang Neugebauer, Der österreichische Widerstand 1938-1945, Wien 2008
  • Die Geschichte des Grauen Hauses und die österreichische Gerichtsbarkeit, Wien 2012
  • DÖW (Hg.) Widerstand und Verfolgungen in den österreichischen Bundesländern (Wien, Burgenland, Oberösterreich, Tirol, Niederösterreich, Salzburg), Wien 1975-1991
  • Heinz Arnberger, Claudia Kuretsidis-Haider (Hg.) Gedenken und Mahnen in Niederösterreich. Erinnerungszeichen zu Widerstand und Verfolgung, Exil, Befreiung, Wien 2011
  • Brigitte Bailer, Wolfgang Maderthaner, Kurt Scholz (Hg.), „Die Vollstreckung verlief ohne Besonderheiten“, Wien
  • Herbert Steiner, Gestorben für Österreich. Widerstand gegen Hitler. Eine Dokumentation, Wien 1995
  • Herber Steiner, Zum Tode verurteilt: Österreicher gegen Hitler. Eine Dokumentation, Wien 1964

Web-Hinweise


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